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Polizei hob jugendliche Autoknackerbande in Wien aus

Die Polizei hat eine Serie von 350 Einbrüchen in Pkw durch 24 Jugendliche in Wien geklärt. Das gab der stellvertretende Chef der Außenstelle West des Landeskriminalamts (LKA), Martin Bencza, am Dienstag zusammen mit dem leitenden Ermittler Reinhard Bruckner bekannt. Daneben gehen auch Automaten- und Geschäftseinbrüche, Diebstähle und Sachbeschädigungen auf das Konto der Bande. Insgesamt 500 Delikte mit einem Schaden von 300.000 Euro seien so zusammengekommen.

Serie von 350 Einbrüchen in Wien geklärt
Serie von 350 Einbrüchen in Wien geklärt

Bei den 24 Verdächtigen im Alter von zwölf bis 17 Jahren handelt es sich laut den Bencza vorwiegend um Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. "Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, Tschetschenien, Serbien, Slowakei und Tunesien", sagte er. "Von den acht österreichischen Staatsbürgern haben die Verdächtigen überwiegend auch Migrationshintergrund", erklärte der Vizechef der LKA-Außenstelle. Sechs Verdächtige seien unmündig, also noch keine 14 Jahre alt. Vor allem diese bereiteten der Polizei Probleme. "Diese sind geständig, aber absolut uneinsichtig", führte Bencza auf dem Medientermin aus. "Wir können sie festnehmen bzw. anhalten. Sie werden dann kurz befragt und den Eltern oder in den meisten Fällen den Jugendeinrichtungen übergeben", so der Kriminalist. Regelmäßig käme es daraufhin zu neuen Delikten.

Die lose organisierte Gruppe war seit vergangenem Herbst in ganz Wien aktiv gewesen. Den Ausgang nahmen die Ermittlungen Mitte Jänner nach einem Einbruch in einen Handyshop in Rudolfsheim-Fünfhaus. "Die Täter schlugen mit einem Stein die Auslagenscheibe ein", erzählte Bruckner. "In das gleiche Geschäft wurde zwei Wochen später erneut eingebrochen, auf die gleiche Art und Weise." Nach der Sichtung von Videoaufnahmen stellten die Ermittler fest, dass es sich um Jugendliche handeln müsse. Handyauswertungen führten zur Ausforschung von zwei Teenagern und einem unmündigen Jugendlichen als Verdächtige. "Sie gestanden, zahlreiche Straftaten verübt zu haben, und nannten auch ihre Mittäter, die in weiterer Folge auch vernommen wurden", so Bruckner. Weitere Videoaufnahmen aus Tankstellen, Tiefgaragen und in der Nähe von Zigarettenautomaten erhärteten den Verdacht und brachte die Polizei auf eine neue Spur. "Da kristallisierte sich zum ersten Mal heraus, dass die Gruppe im Verdacht steht, Taxieinbrüche begangen zu haben", sagte Bruckner.

Im Zuge der Ermittlungen erwischte die Polizei dann die Jugendlichen sieben Mal auf frischer Tat bei Einbrüchen in Taxis. Zuletzt sei das erst am Montag der Fall gewesen, "wo zwei Unmündige in der Nacht in zwölf Taxis eingebrochen sind und sie ausgeräumt haben", so Bruckner.

Laut ihm seien die Delikte meistens nach einem konkreten Muster abgelaufen. "Die Beschuldigten haben sich irgendwo in Parks im Freien getroffen und haben gesagt: 'Geh ma TX (Anmerkung: Taxikennzeichen) machen'." Sie hätten dann stets nach Fahrzeugen mit dem Taxikürzel auf dem Kennzeichen Ausschau gehalten. Nach Einschlagen der Fensterscheiben - meist mit einem Nothammer - seien Wertgegenstände wie Handys, Bargeld, Parfums oder Ladekabel entwendet worden.

Darüber hinaus wurden auch 19 Fahrzeuge gestohlen. "17 davon wurden so lange benützt, bis sie als Totalschaden stehen blieben."

In einem anderen Fall am vergangenem Donnerstag in der Früh raste ein 14-Jähriger mit einem gestohlenen Pkw im niederösterreichischen Bezirk Mödling mit 180 Stundenkilometern auf der Autobahn, versuchte dabei einen Streifenwagen abzudrängen und wurde nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei bei Achau angehalten. Ein Taxifahrer habe die gesamte Verfolgungsjagd aufgrund eines GPS-Trackers in seinen Kopfhörern auf einer Ortungsapp mitverfolgen können. Seine Kopfhörer waren ihm in der Nacht zuvor aus seinem Fahrzeug gestohlen worden, als die Jugendlichen rund 20 Taxis aufbrachen.

Ebenfalls in Zusammenhang mit der Bande steht eine Rauferei am Reumannplatz in Wien-Favoriten. "Ein 13-Jähriger hat einem anderen Jugendlichen mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen."

Bruckner erwähnte zudem einen Vorfall bei einer Autobahnbrücke auf der Südosttangente (A23). Von dort hätten die Jugendlichen im Ausland besorgte Böller auf fahrende Autos hinabgeworfen. Unfälle hätten jedoch vermieden werden können.

Auch eine 20-fache Serie von Taxieinbrüchen in Linz durch eine 13-Jährige dürfte mit der Jugendbande in Verbindung stehen. "Das Mädchen war erst seit kurzem in Linz, hat vorher in Wien gewohnt und hat mit dieser Gruppierung gelernt, wie man in Taxis einbricht", so Bruckner.

Fünf Verdächtige sitzen bereits in U-Haft. Die entsprechenden Gerichtsverfahren sind noch ausständig.

Die beiden Kriminalisten riefen die Bevölkerung am Dienstag dazu auf, niemals die Fahrzeugschlüssel oder Wertgegenstände in geparkten Fahrzeugen zu lassen - "nicht einmal die Münzen", wie Bruckner sagte. "Wenn diese Gruppierung zehn Euro im Fahrzeug sieht, bricht sie die Scheiben auf und stiehlt die Gegenstände heraus."