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Erst Hitze dann Frost: Aprilwetter setzt heimischen Obstsorten zu

Von Landwirten bis zu Hobbygärtnern: Der heiße Start in den April und der darauf folgende Kälteeinbruch sorgten für viele Sorgenfalten. In Gefahr ist daher auch die fast ausschließlich im Pongau heimische Streuobstsorte des Jahres: die St. Veiter Pfelzkirsche.

Vorne Frühling, hinten Winter: Das Wetter wechselte im April oftmals zwischen den Jahreszeiten hin und her.
Vorne Frühling, hinten Winter: Das Wetter wechselte im April oftmals zwischen den Jahreszeiten hin und her.

Der April zeigte im Pongau bislang viele Gesichter. Der ersten Hitzewelle, die vielerorts Temperaturen über 25 Grad brachte, folgte ein Wintereinbruch, der über 700 Metern die Felder mit Schnee bedeckte. Für Geosphere Austria, die Bundesanstalt für Klimatologie, ist der Kälteeinbruch im April relativ normal: "Der Unterschied ist, dass der Beginn des Monats extrem warm war und diesen Unterschied nimmt man gravierender wahr", erklärt der Klimatologe Alex Orlik. Doch auch diese Unterschiede würden immer wieder vorkommen. "Was sich aber bemerkbar macht, ist, dass sich diese ähnlich bleibenden Unterschiede immer weiter nach oben bewegen. Der Durchschnitt liegt in etwa 2,5 Grad höher als noch vor 60 Jahren." Und obwohl der Kälteeinbruch im April laut Orlik keinesfalls neu ist, setzt er den hiesigen Pflanzen zu.

"Auch heuer ist alles hin"

Besonders zu spüren bekommen das unter anderem auch Obstbauern wie Toni Lackner in St. Veit. Mit seiner Hofdestillerie kommt er seit neun Jahren nicht mehr mit dem eigenen Ertrag aus: "Auch heuer ist wieder alles hin", schildert Lackner. "Erst ist es so warm, dass alle Bäume auf einmal austreiben, dann kommt der für die Jahreszeit übliche Frost und zerstört die Blüten und damit den Ertrag." Der St. Veiter beschreibt ein Problem, das mittlerweile in den niederen Lagen der Steiermark angekommen sei: "Es wird einfach generell schwerer, zu heimischen Sorten wie Kirschen und Birnen zu kommen. Man hilft sich dann mit anderen Sorten aus, um wirtschaftlich zu bleiben."

Pfelzkirsche mit schwerem Stand

Lackner griff in seiner Produktion auch auf die Streuobstsorte des Jahres 2024 zurück: die seltene St. Veiter Pfelzkirsche. Auch sie habe laut dem Experten Peter Rathgeb, der seit Jahren mit der seltenen Kirsche Essig oder auch Marmelade herstellt, durch das warme Wetter im Frühjahr einen schweren Stand: "Seit 30 Jahren geht es stetig bergab mit der Pfelzkirsche. Die Blüten öffnen sich durch die viel zu warmen Phasen im Frühjahr zu früh und überstehen dann den erneuten Kälteeinbruch nicht - auch die Bestäuber fliegen bei diesen kalten Temperaturen nicht aus, weshalb die Blüte nicht befruchtet wird."

Rathgeb befürchtet für die Zukunft eine schrumpfende Ausbreitung der ohnehin sehr regional vorkommenden St. Veiter Pfelzkirsche. "Früher war diese Streuobstsorte etwas verbreiteter - heute ist die Pfelzkirsche fast nur noch in St. Veit, Goldegg und in Richtung Lend beheimatet."

Hobbygärtner müssen geduldig sein

Dass durch die warmen Temperaturen Anfang April auch Hobbygärtner kaum noch auf den Startschuss in die Gartensaison warten konnten, erkennt auch Angela Kerschhackel vom Radstädter Obst- und Gartenbauverein "Kreitln und Gmias": "Es heißt aber nach wie vor: Geduldig sein. Auch wir im Verein rätselten, ob die Eisheiligen, die heuer auf die Zeit zwischen 11. und 15. Mai fallen, einen Monat früher angekommen sind. Doch der Kälteeinbruch unterstreicht: Vor Mitte Mai keine Pflanzen, die Kälte nicht vertragen, wie zum Beispiel Basilikum, Zucchini, Gurken oder Tomaten, im Außenbereich säen oder pflanzen."

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