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Andi Goldberger: "Schwatteln, bis alles wehtut"

Mitlaufen beim Wings for Life World Run ist Ehrensache für Skisprunglegende Andi Goldberger. Was ihn antreibt, was ihm Gänsehaut bereitet und wie weit er heuer kommen will.

Andi Goldberger beim Wings for Life World Run.
Andi Goldberger beim Wings for Life World Run.

Zehntausende Menschen laufen gleichzeitig auf der ganzen Welt für einen guten Zweck, nämlich Querschnittlähmung heilbar zu machen: Der Wings for Life World Run begeistert Jahr für Jahr die Massen. Diesen Sonntag ist es wieder so weit (13 Uhr, live auf ServusTV). Bei Flagship Runs wie in Wien (13.500 Teilnehmende) oder auch allein mit einer App sind Laufbegeisterte bei dem in Salzburg erfundenen globalen Mega-Event mit dabei. Allein in Österreich steigen 74 Flagship Runs (www.wingsforlifeworldrun.com).

Ein Mann der ersten Stunde ist Andi Goldberger. Der Skisprung-Liebling hat seit 2014 jedes Jahr seine Schuhe geschnürt. Mit mittlerweile 51 Jahren lässt er sich von kleinen Wehwehchen in seiner Begeisterung nicht bremsen.

Wie läuft es heuer bei Ihnen im Training für den Wings for Life World Run? Andreas Goldberger: Als es im April so kalt war, dachte ich mir manchmal: Bei dem Wetter muss es nimmer sein. Ich bin ja ein Genuss-Sportler. Aber wenn ich an die Stimmung am Start beim Flagship Run in Wien denke, ist das Motivation genug.

Haben Sie sich ein Ziel gesetzt, wie weit Sie heuer laufen wollen? Das ist schwer auszurechnen. Die 44 Kilometer von 2017, die meine bislang beste Leistung waren, schaffe ich sicher nicht mehr. Voriges Jahr hat mir der Fuß weh getan, da waren es 22 Kilometer. Also, über 30 möchte ich schon kommen, 35 wären gut. Es ist aber fast ein wenig zu früh für mich heuer. Im Winter bin ich etwas wenig gelaufen.

Müssen Sie dem Alter Tribut zollen? Ich merke es schon, der Ischiasnerv meldet sich. Früher habe ich Vollgas gegeben, das geht alles nimmer. Aber wenn man am Start steht, gibt es trotzdem nur eines: Schwatteln, bis alles weh tut. Das darf ruhig sein, denn wir laufen beim World Run für jene, die es selbst nicht können. Und die wären froh, wenn sie unsere Sorgen hätten.

Was macht das besondere Flair dieser Veranstaltung aus? Gerade Wien, wo ich heuer wieder beim Flagship Run laufe, ist einfach eine coole Location. 13.500 Leute stehen am Start, "I am from Austria" ertönt und die Flagge wird über das ganze Starterfeld drübergezogen. Das ist Gänsehaut pur.

Jeder kennt Sie. Das muss anstrengend sein beim Lauf... Dass mich viele anreden und ein Foto machen wollen, das ist das Klasse bei diesem Lauf. Man weiß, wofür man es tut. Alle zusammen brennen für die gute Sache. Und alle haben eine Gaudi. Die Anspannung ist nicht so groß wie sonst bei Laufwettkämpfen. Viele sind verkleidet am Start. Einmal hat mich in der Prater Hauptallee nach 26 Kilometern einer barfuß laufend überholt. Bei meiner ersten Teilnahme, damals noch in St. Pölten, habe ich einen etwas fester gebauten Läufer vor mir gehabt, bei dem ist hinten auf dem Shirt gestanden: "Ich bin zwar langsam, aber immer noch vor dir".

Wie soll man einen Lauf angehen, von dem man nicht weiß, wie lange er wird? Ich renn' einfach weg und bin meistens zu schnell. Aber aufgeben gibt's da nicht. Das Format vom World Run ist genial. Sonst gilt ja: Je schneller ich laufe, desto früher bin ich im Ziel. Und hier ist es durch das Catcher Car, das von hinten kommt, so: Je schneller ich bin, desto länger bin ich unterwegs. Dazu motiviert einen total, dass man sich mit Tausenden misst, die zur gleichen Zeit auf der ganzen Welt laufen, ob in Österreich, in Japan oder in den USA.

Das Thema "Querschnittlähmung heilbar machen" ist auch in Ihrem Umfeld sehr präsent. Ja, zum Beispiel durch Philipp Kuttin, den Sohn meines früheren Kollegen, oder Lukas Müller. Man gibt schon deshalb alles, weil der Respekt riesengroß ist vor jenen, die im Rollstuhl mitmachen. Das ist einfach bewundernswert. Den Luki Müller wollte ich vor zwei Jahren beim Lauf schieben, aber er wollte das allein machen. Umso größer ist der Einsatz, weil jeder weiß: Es geht darum, dass die Medizin es einmal schaffen kann, Querschnittlähmung heilbar zu machen.

Über den Wings for Life World Run

Alle Teilnehmer/innen starten weltweit zur gleichen Zeit und laufen entweder individuell mit der Wings for Life World Run App oder gemeinsam bei zahlreichen Flagship Runs oder App Run Events. Eine traditionelle Ziellinie gibt es nicht. Stattdessen nimmt 30 Minuten nach dem Start entweder ein virtuelles oder - im Falle der Flagship Runs - ein reales Catcher Car die Verfolgung auf, das sein Tempo nach und nach steigert und die Laufenden überholt. Die Ergebnisse werden nicht nach Zeit gemessen, sondern nach der erreichten Distanz. Davon unabhängig sind die Startgelder, die zu 100 Prozent der direkt in die Rückenmarksforschung fließen.

Bei den bisherigen Ausgaben des Wings for Life World Run sind insgesamt 1.293.716 registrierte Teilnehmende aus 195 Ländern auf allen sieben Kontinenten gelaufen, gegangen oder gerollt und haben insgesamt 43,8 Millionen Euro für die Heilung von Querschnittslähmung gesammelt.

Die Stiftung Wings for Life mit Sitz in Salzburg entstand 2004 auf Initiative von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz und Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner. Auslöser war ein Motorrad-Unfall von Kinigadners Sohn Hannes, der eine Querschnittlähmung zur Folge hatte.

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