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Durch zu wenig Händewaschen sterben Menschen und es entstehen Millionen an Kosten

Jedes Jahr sterben in Österreich 4.500 bis 5.000 Menschen an Krankenhauskeimen, darauf macht die Semmelweis Foundation im Vorfeld des Welttags der Händehygiene am Sonntag aufmerksam. Denn korrekte Händedesinfektion in den Spitälern könne, wird betont, diese Zahl "mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich" reduzieren. Der finanzielle Schaden durch zusätzlich nötige Behandlungstage nach im Spital erworbenen Infektionen belaufe sich auf mindestens 281 Millionen Euro pro Jahr.

Kampf gegen Krankenhauskeime durch Desinfektion
Kampf gegen Krankenhauskeime durch Desinfektion

Die zunehmende Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien hat zur Folge, "dass sich viele dieser Infektionen nicht mehr angemessen behandeln lassen und Menschen teilweise nach harmlosen Eingriffen oder Wundversorgungen schwer erkranken", warnte die Foundation. In Österreich würden sich Schätzungen zufolge jedes Jahr 95.000 Patientinnen und Patienten im Zuge diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen anstecken, ein Teil davon mit herausfordernd zu behandelnden, oft multiresistenten Erregern.

In einem Positionspapier der Plattform "Kampf gegen Krankenhauskeime" vom Sommer 2023 wurde der finanzielle Schaden "sehr konservativ berechnet" mit 281 Millionen Euro pro Jahr bemessen. "Mit diesem Betrag könnten etwa 5.000 Pflegekräfte zusätzlich angestellt werden", erläuterten die Fachleute nun. Eine Schätzung in der vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführten Erhebung lege nahe, "dass durchschnittlich jedes zehnte Bett für einen Patienten mit einer nosokomialen (Gesundheitssystem-assoziierten) Infektion benötigt wird".

Verursacht würden die Infektionen meist durch mangelhafte Hygiene oder die Nicht-Einhaltung präventiver Maßnahmen aufgrund organisatorischer oder struktureller Umstände - nämlich Personalmangel und Zeitdruck in den Spitälern. "Die korrekt ausgeführte und alkoholbasierte Händedesinfektion spielt eine entscheidende Rolle. Zu Hause reicht es, sich einfach nur die Hände mit Seife zu waschen, aber in Gesundheitseinrichtungen müssen Hände, Instrumente und Umgebung mit alkoholbasierten Desinfektionsmitteln behandelt werden", sagte Johannes Culen, Generalsekretär der Semmelweis Foundation.

Als Gegenmaßnahmen seien eine Stärkung der Rolle des Hygienepersonals in Gesundheitseinrichtungen nötig, die Einbeziehung der Patienten sowie verbindliche und bundesweit einheitliche Standards. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre zudem das Masterstudium "Krankenhaushygiene", das seit mehr als sieben Jahren auf Umsetzung warte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor 14 Jahren den Internationalen Tag der Händehygiene ins Leben gerufen, der jedes Jahr am 5. Mai stattfindet. Das Datum 5.5. verweist auf die fünf Finger an jeder Hand, die es zu säubern gilt. Die Semmelweis Foundation ist ein gemeinnütziger in Wien, Namensgeber ist der Arzt Ignaz Semmelweis (1818-1865), Wiener Chirurg und Geburtshelfer, Begründer der evidenzbasierten Medizin und "Erfinder" der Handhygiene.

KOMMENTARE (2)

Klaus Duschek

nur so zum Nachdenken - ich schrieb am 11.4.2024 in der SN zu einem ähnlichen Thema: Die durch den zum Teil unverantwortlichen Einsatz von Antibiotika (human wie veterinär) hervorgerufenen Resistenzen sind zusammen mit den größtenteils vermeidbaren nosokomialen Infektionen das schrecklichste Werkzeug des Sensenmanns!____ Beides insofern ärgerlich, weil die Ursachen zumeist in Schlamperei und Gedankenlosigkeit liegen und doch zusammen in Österreich jedes Jahr rund 5.000 Tote fordern - wenn man sich jetzt noch in Erinnerung ruft, welchen "Affentanz" die Politik um Corona machte, wird das gleichgültige Schulterzucken zu den durch Resistenzen und nosokomialen Infektionen verursachten Tode nachgerade unerträglich bzw. entlarvt es den faktenbefreiten Aktionismus bei Corona als das was es eigentlich war - eine Show fürs einfältige Wahlvolk! (Ende Zitat 1) ______ Und bereits am 4.9.2023 konnte man in der SN folgenden Kommentar zu einem Bericht der Uni Graz lesen: Halleluja - das wäre ein echter Lichtblick, vor allem wenn man bedenkt, dass nach diversen Studien jedes Jahr (!!) in Österreich zwischen 2.500 und 4.000 Personen an diesen nosokomialen Infekten vermeidbar versterben. ______ Vermeidbar?? - ja vermeidbar, denn wie ein Artikel in "DieZeit" aus 2017 mit einem Interview mit Univ. Prof. Dr. Kekulè klar darlegte, hatte Schweden Ende der 1990iger ein ähnlich großes Problem (wie Österreich immer noch), nur dass Schweden den Ursachen auf den Grund ging, Prozesse überarbeitete und die Hygienerichtlinien für Krankenhäuser nachschärfte, alles mit dem netten Nebeneffekt, dass die jährlichen Todeszahlen an nosokomialen Keimen auf rund ein Zehntel (grob 350 bis 400) Fälle jedes Jahr gesenkt werden konnten. _________ Jaja, von den "unvorsichtigen" Schweden kann man doch in vielerlei Hinsicht lernen. (Ende Zitat 2) ________________ Und wiederum einige Monate davor 5.5.2023 zum SN Bericht über tausende Tote wegen Spitalskeimen : Es sei - gerade vor dem Hintergrund wie auf Schweden und deren "laxer" Corona-Maßnahmen herumgepickt wurde - auf einen Artikel in "Die Zeit" vom 25/05/2016 von Univ. Prof. Dr. Kekulè verwiesen. _______ Er führt darin aus, dass in Deutschland jährlich gut 25.000 Menschen an vermeidbaren Krankenhauskeimen (nosokomialen Infektionen) versterben (Österreich - siehe Artikel - an die vier bis fünftausend Patient*innen !!!) und verweist auf Schweden. ________ Schweden stand um die Jahrtausendwende vor einem ähnlichen Problem, hat die Ursachen analysiert, Konsequenzen gezogen, Prozesse in Krankenhäusern und Arztpraxen präzisiert (und die Umsetzung konsequent überwacht und begleitet) - mit dem unglaublich positiven Ergebnis, dass aktuell in Schweden pro Jahr zwischen vier- und fünfHUNDERT Patient*innen an nosokomialen Keimen versterben! ______ Das ist deutlich weniger als ein Zehntel des österreichischen Werts (wenn man das auf die Bevölkerungszahlen herunterbricht, lautet das Verhältnis je 100.000 Einwohner: Schweden 4,33 Tote je 100.000 - Österreich 50,56 Tote je 100.000 Einwohner). ______ Und wir reden hier von einem "Vorsprung" von über VIERTAUSEND Toten, den sich Schweden Jahr für Jahr herausarbeitet - oder um es auf Corona-Zahlen umzulegen: Schweden erspart sich in rund fünf Jahren alle Corona-Toten Österreichs seit 2020 - das sollte Respekt abnötigen und die wirft vor allem die Frage auf, was in unserem sündteuren Gesundheitswesen (schon in der Ausbildung) falsch läuft - wobei Univ. Prof. Dr. Kekule zur Frage, was da schon in der Ausbildung falsch läuft, sehr ernüchternde Antworten aus dem universitären Lehrbetrieb gibt: Hygiene ist (war) zumindest in Teilen Deutschlands ein Schnellkurs von 25 Tagen!!! _____ Wieso ist eine Politik, die ohne echte wissenschaftliche Basis monatelange Lockdowns verhängt, nicht in der Lage, lebensgefährliche Mängel in der Ausbildung und Handhabung in den Griff zu bekommen? (Ende Zitat 3) ________ Ich will das nicht als Besserwisserei verstanden wissen - aber es ist seither in Österreichs Kliniken und der Ausbildung zu diesem tatsächlich tödlichen Problem offenbar nichts passiert, während sich der Schaumschläger Kurz und seine Prätorianer bei Corona ohne jede Not sofort in einen für die Gesellschaft insgesamt und speziell Nicht-Corona-Kranke mörderischen, wenngleich epidemiologisch sinnlosen Kreuzzug stürzten um politisches Kleingeld als unerschrockene Retter der Welt zu schlagen!
Antworten

Kurt Fuchs

Werter Herr Duschek, ich würd gar nicht so viel schreiben. Ich appelliere grundsätzlich an jeden einzelnen, auf etwas mehr Hygiene zu achten, sodass diese wie das tägliche Zähneputzen zur Selbstverständlichkeit wird. Wenn ich in Kaffeehäusern und Wirtshäusern immer sehe, wie viele Leute nach dem Besuch der Toilette sich nicht die Hände waschen, da graust mir's. Die gehen dann anschließend in die Gaststube und fassen alles mögliche an. Das hat jetzt nur indirekt etwas mit obigem Thema zu tun. Aber so wie hier viel Menschen lax mit Grundhygiene umgehen, so wird das wohl auch in anderen Bereichen sein. Ewig fortsetzbar diese Diskussion: jetzt wieder im Sommer die stinkenden Zeitgenossen in den Öffis. Wohl tagelang nie gewaschen. Da möcht' ich auch nicht so genau wissen, wo die überall arbeiten.