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Arbeit wird ein immer knapperes Gut

Konjunkturschwäche und Stellenknappheit: Die April-Arbeitslosigkeit steigt um 11 Prozent.

Der Arbeitsmarkt im April 2024: Mehr Arbeitslose, weniger offene Stellen.
Der Arbeitsmarkt im April 2024: Mehr Arbeitslose, weniger offene Stellen.

Der steigende Trend bei der Arbeitslosigkeit dauert an. Im April waren in Österreich um elf Prozent mehr Menschen arbeitslos oder in Schulungen als im Vergleichsmonat 2023. Mit 367.847 Personen waren das um 36.691 mehr als im April 2023. Die Arbeitslosenquote betrug 6,8 Prozent - um 0,6 Prozentpunkte über dem Vergleichswert, teilte das Arbeitsmarktservice AMS am Donnerstag mit.

Für Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher ist die höhere Arbeitslosigkeit "vor allem ein Resultat des wirtschaftlich weiterhin herausfordernden Umfelds" - also der schwachen Konjunktur. Als "besonders positiv" wertet er die Tatsache, dass gleichzeitig auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten leicht zugenommen hat - sie sei mit 3,92 Millionen Personen "nach wie vor sehr hoch".

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel bei Ausländerinnen (+16,9) stärker aus als bei Inländern (+7 Prozent). Eine Begründung dafür sieht AMS-Vorständin Petra Draxl im hohen Beschäftigtenanteil nicht österreichischer Staatsangehöriger im Tourismus, in dem es wegen der Zwischensaison vermehrt zu Kündigungen gekommen sei.

Draxl sieht keine Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung am heimischen Arbeitsmarkt. Den erneuten Rückgang an offenen Stellen - sie sanken um 18 Prozent auf knapp 94.000 - wertet Draxl als einen "weiteren Hinweis auf eine noch nicht unmittelbar bevorstehende Erholung". Der vom Wirtschaftsbund erhobene Stellenmonitor weist für April 178.027 offene Stellen aus, um 3,7 Prozent weniger als im Vormonat März. Die stärksten Rückgänge gab es in der Branche Bergbau/Rohstoffe/Glas (-7,5 Prozent), einen Anstieg (+3,3 Prozent) im Tourismus.

Die Arbeitslosigkeit nahm im April in allen Berufsgruppen zu, ebenso in allen Bundesländern. Einmal mehr waren es vor allem die Bereiche Bau und Industrie, die für den Anstieg der Arbeitslosigkeit verantwortlich waren. Die Zahl der Arbeitslosen und Personen in Schulungen stieg hier um 20,1 (Bau) und 18 Prozent (Industrie), gefolgt vom Handel (+14,2), Verkehr und Lagerei (+12,7 Prozent) sowie Beherbergung und Gastronomie (9,9 Prozent). Mengenmäßig fiel der Anstieg am stärksten im personalintensiven Handel aus, hier waren im April um fast 6400 Personen mehr ohne Job oder in Schulungen als im Vorjahr.

Bei Personen mit maximal Pflichtschulausbildung lag die Zunahme der Arbeitslosigkeit mit +11,4 Prozent annähernd im Durchschnitt. Unterdurchschnittlich fiel der Anstieg bei Personen mit Lehr- (+9,4) und mittlerer Ausbildung (+8,9) aus. Am stärksten war die Zunahme bei Personen mit akademischer Ausbildung (+17,1 Prozent).

Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahre) lag mit +12,9 Prozent praktisch gleichauf mit jenem bei Personen im Haupterwerbsalter (+12,7 Prozent). Deutlich geringer fällt der Anstieg bei älteren Beschäftigten (ab 50 Jahre) mit plus 6,8 Prozent aus.

Nach Bundesländern führen Oberösterreich (+17,5), die Steiermark (+13,3) und Salzburg (+11,3) die Liste an, die geringsten Anstiege der Arbeitslosigkeit gab es in Kärnten (6,1), dem Burgenland (8,1) und Vorarlberg (8,4). Wien liegt mit einem Plus von 10,2 Prozent leicht unter der bundesweiten Dynamik.

Für AK und ÖGB sind die Zahlen "besorgniserregend", es gebe "Handlungsbedarf", so etwa sei das Arbeitslosengeld zu erhöhen. SPÖ-Gewerkschafter Josef Muchitsch fordert unter anderem eine Qualifizierungsoffensive, die FPÖ einen Stopp von Zuwanderern und die Neos verlangen dringend Reformen am Arbeitsmarkt. So werde Arbeit immer noch viel zu hoch besteuert.

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