"Als Familienunternehmen denken wir in Generationen: Wir wissen, wie wichtig bestens ausgebildeter Nachwuchs für uns und unsere Gesellschaft ist", sagt Kerstin Vockner. Sie ist Personalchefin bei Stiegl. Die Salzburger Privatbrauerei setzt seit mehr als zehn Jahren auf eine unternehmenseigene Lehrlingsakademie, die fixer Bestandteil im Ausbildungskalender ist. Die Module würden laufend ergänzt und weiterentwickelt, seien aufbauend gestaltet und begleiteten die Lehrlinge vom ersten bis zum letzten Lehrjahr, schildert Vockner. "Die Teilnahme ist verpflichtend. Das ist ein bewusster Schritt, um das Miteinander der Lehrlinge nachhaltig zu fördern. Denn ebenso wichtig wie die fachliche Qualität ist in der Ausbildung der jungen Stiegler/-innen, dass sie ihre sozialen und persönlichen Fähigkeiten entwickeln können."
Palfinger, Billa und dm: Firmen setzen zunehmend auf unternehmenseigene Ausbildungsprogramme
Immer mehr Unternehmen setzen auf Inhouse-Ausbildungsprogramme wie dieses, wenn es um die Förderung von Lehrlingen geht. Sie decken üblicherweise sowohl fachliche Themen ab als auch Teambuilding, persönliche Kompetenzen und Soft Skills.
Auf dieses Konzept setzen unter anderem große Player, wie der Maschinenbaukonzern Palfinger, die Supermarktkette Billa und Billa plus, die vor zwei Jahren in Salzburg ein Ausbildungszentrum für ihre 1800 Beschäftigten in der Region eröffnet hat, oder der Drogeriemarkt dm, der neun Ausbildungsberufe anbietet. "Zusätzlich zu einem umfangreichen Lernangebot erwartet Lehrlinge bei uns ein spannendes Programm aus verschiedenen Modulen und Workshops, bei denen sie selbst aktiv werden können und die Chance haben, sich abseits des Ausbildungsalltags auszuprobieren", erklärt dm-Geschäftsführerin Petra Mathi-Kogelnik.
Neben fachlicher auch persönlichkeitsbildende Ausbildung
Das Programm future.zone biete Lehrlingen die Möglichkeit, neben der fachlichen Ausbildung auch an persönlichkeitsbildenden und berufsübergreifenden Angeboten teilzunehmen. Bereits im Pilotjahr fanden rund 44 Veranstaltungen statt, bei denen die Fachkräfte von morgen in verschiedene Welten eintauchen konnten. Dabei wurden zum Beispiel im Rahmen der Initiative "Kilo gegen Armut" Lebensmittel und Hygieneartikel gesammelt und sortiert, Herzkissen für Brustkrebspatientinnen genäht oder Kunstwerke aus Steinen geschaffen. "Das stärkt nicht nur das soziale und ökologische Verantwortungsbewusstsein, sondern weckt bei den Teilnehmenden auch das Interesse an Kunst und Kultur. Gleichzeitig spornen die vielen neuen Erfahrungen dazu an, die eigene Komfortzone zu verlassen. Das gibt Mut, sich Herausforderungen zu stellen und dabei den individuellen Weg zu finden", so Mathi-Kogelnik.
Pongauer Hoteliers machen vor, wie sich kleinere Betriebe zusammentun können: mit ihrer "Lehrlingsakademie Großarl". Das Konzept macht sich bezahlt: So habe man im Großarltal kein Problem, Lehrlinge im Fremdenverkehr zu finden - in jener Branche, die sich aktuell mit am schwersten tut, Stellen zu besetzen.